Wie können Gesundheitsämter, Rettungsdienste, Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr und weitere Akteure im Krisenfall noch enger zusammenarbeiten? Mit dieser Frage haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der zweitägigen Fachveranstaltung auseinandergesetzt, zu der das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) und die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW) Vertreterinnen und Vertreter der hessischen Gesundheitsämter in dieser Woche nach Darmstadt eingeladen hatten. Die Veranstaltung diente als Plattform zur Vernetzung, Sensibilisierung und Stärkung des ÖGD in Hessen. Sie knüpfte an die Lehren aus der COVID-19-Pandemie an und sollte dazu beitragen, den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz in Hessen zukunftssicher aufzustellen.
Ziel der Veranstaltung war es, die Voraussetzungen für ein einheitliches, abgestimmtes Krisenmanagement im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz in Hessen zu optimieren – und die Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg zu stärken.
„Die Pandemie hat uns gezeigt, wie entscheidend ein abgestimmtes Handeln aller Akteure im Gesundheitswesen und im Katastrophenschutz ist. Gerade der öffentliche Gesundheitsdienst stellt eine wichtige Schnittstelle dar, um die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung in den unterschiedlichsten Bereichen sowie das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure vollumfänglich abzubilden“, betonte HLfGP-Präsidentin Regine Bresler. „Unsere Aufgabe als Landesgesundheitsbehörde ist es, die Gesundheitsämter in Hessen bestmöglich zu unterstützen und Synergien zu schaffen. Nur gemeinsam können wir im Ernstfall effektiv und schnell reagieren.“
Die AÖGW bietet dieses Seminar schon seit einigen Jahren bundesweit an, um die Gesundheitliche Krisenkoordination (GeKKo) in den Kommunen zu verbessern. André Martini, Veranstaltungsleiter und Referent für Notfallplanung und Krisenmanagement von der AÖGW: „Die Herausforderung war diesmal, die Spezifika des Landes Hessen zu berücksichtigen und die mit 50 Teilnehmenden sehr große Gruppe zu managen. Dafür haben wir im HLfGP hervorragende Bedingungen vorgefunden.“
Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Schnittstellen zwischen dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und weiteren Partnern im Krisenmanagement beleuchtet. In Fachvorträgen und Diskussionsrunden berichteten Referentinnen und Referenten u.a. des Technischen Hilfswerks (THW), aus Bundesbehörden, Kliniken, der Feuerwehr, Polizei, Bestattungsbranche und den Medien aus ihrer praktischen Erfahrung. Ergänzend dazu bot ein World-Café-Format Raum für intensiven Austausch zu spezifischen Themen wie der Rolle der Pflegeeinrichtungen, der Kommunikation mit Medien oder der Zusammenarbeit mit der Polizei.
Marcel Baerwindt, Referatsleiter „Einsatz“ beim Technischen Hilfswerk (THW), Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, betonte: „Die Stärkung aller Akteure in der Gefahrenabwehr und deren Vernetzung ist von essentieller Bedeutung. Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk steht den Partnerbehörden hierbei zur Seite. Das Seminar ist ein wichtiges Element des gegenseitigen Kennenlernens von Fähigkeiten und handelnden Personen.“
Für Dieter Oberndörfer, Brandoberamtsrat von der Branddirektion der Stadt Frankfurt, sind Veranstaltungen wie diese „ein zentraler Baustein für die Resilienz des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Indem wir praktisches Krisenwissen direkt an die Hand der Gesundheitsämter geben, stärken wir nicht nur deren Handlungsfähigkeit in akuten Lagen, sondern letztlich den Schutz der Bevölkerung in Hessen. Denn eine gut vorbereitete Behörde ist die beste Versicherung gegen gesundheitliche Krisen.“
Peter-Friedrich Petersen, Direktor der Klinik für Akut- und Notfallmedizin am Klinikum Darmstadt: „In der Krisenarbeit ist Vernetzung das A und O. Diese muss jedoch im Voraus stattfinden. Nur wenn wir über die Nöte, Bedürfnisse und Fähigkeiten der anderen Bereiche auf dem Laufenden sind, können wir in der Krisenlage gut mit ihnen zusammenarbeiten. Veranstaltungen wie diese dienen deshalb dem Krisenmanagement – schon vor der Krise.“
Sebastian Pflugbeil, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg erklärte: „Mit der Veränderung der weltpolitischen Lage rückt das Management gesundheitsbedrohender Krisenszenarien in den kommunalen Gesundheitsämtern immer stärker in den Fokus. Um derartigen Krisen auch auf kommunaler Ebene begegnen zu können, ist die Vernetzung der Gesundheitsämter vor Ort mit allen anderen Akteurinnen und Akteuren des Katastrophen- und Zivilschutzes wichtig und notwendig, um gegenseitige Zuständigkeiten, Kompetenzen und Erwartungshaltungen zu kennen. Diese Vernetzung ist in den letzten zwei Tagen im HLfGP dichter, definierter und somit auch resilienter geworden.“
„Gerade in Krisensituationen kommt es auf klare Strukturen, abgestimmte Abläufe und eine gemeinsame Sprache an“, erklärte HLfGP-Präsidentin Bresler abschließend. „Mit der Fortbildungsveranstaltung konnten wir das Bewusstsein dafür schärfen und das Fundament für ein einheitliches Krisenmanagement im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz legen.“